Teilprojekt C4

Morphologische und isotopenchemische Reaktion von Großsäugetieren auf die Klimaveränderungen im Quartär

Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Uerpmann,
Institut für Ur- und Frühgeschichte
Arbeitsbereich Archäozoologie
Eugenstr. 40
72072 Tübingen
Tel.: 07071-2974391 oder 2972416;
Fax: 07071-360367
email: hans-peter.uerpmann@uni-tuebingen.de
Prof. Dr. Dr. h. c. Muharrem Satir
Institut für Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Wilhelmstr. 56
72074 Tübingen
Tel. 07071-2972601 oder 2978903
Fax:07071-296870
email: muharrem.satir@uni-tuebingen.de


Das Teilprojekt befaßt sich mit den Einfluß der jung- und mittelquartären Klimaentwicklung (Isotopenstufen 1bis 15) auf morphologische und isotopenchemische Parameter der Knochenreste von Großsäugetieren. Dazu werden die Knochenfunde osteometrisch aufgenommen und für chemische Analysen beprobt. Die insbesondere in hochkronigen Zähnen gespeicherte Information über saisonale Klimaabläufe wird gesondert untersucht. Spezielles Augenmerk wird auf die Datierung gelegt.

Die Arbeiten des ersten Bewilligungsabschnitts haben sich zunächst auf zwei Tierarten konzentriert, nämlich das Rentier, Rangifer tarandus , und das Wildpferd, Equus spec. Für diese Tierarten ist ein Datenbestand erarbeitet worden, der einen Überblick über das Potential der angewandten Methoden erlaubt. Die Datendichte ist jedoch noch nicht optimal, so daß auch im jetzigen Antragszeitraum noch ein großer Teil der Arbeiten in die Datenerhebung fließen muß. Die dabei anzuwendenden Methoden sind im Hinblick auf die morphologischen Untersuchungen geklärt. Auch hinsichtlich der Sauerstoffisotopie an Säugerknochen können die methodischen Probleme weitgehend als gelöst bezeichnet werden. Im Hinblick auf die Untersuchung der Isotopie von Kohlenstoff und Stickstoff bereitet der unterschiedliche Erhaltungszustand der organischen Knochensubstanz noch Probleme. Konservierungsmittel, die in vielen Altfunden enthalten sind, erschweren die Analysen zusätzlich. Hierzu werden noch weitere Grundlagenarbeiten erforderlich sein. Zusätzlich zur Isotopie der genannten Elemente sollen an einigen Fundkomplexen auch ernährungsabhängige Spurenelemente in den Knochenfunden bestimmt werden (bes. Sr, Ba, Zn), um Anhaltspunkte für eine bessere Interpretation der C- und N-Isotopie zu erhalten. Durch die Untersuchung rezenter Vergleichspopulationen soll die theoretische Grundlage für das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Klima und Isotopie im Knochen verbreitert werden.

Die 1997 fertiggestellte Dissertation von J. Weinstock behandelt die räumliche und zeitliche Variabilität der jungpleistozänen Rentiere in West- und Mitteleuropa. Die dort entwickelten Denkansätze sollen nunmehr durch die Einbeziehung osteuropäischer Populationen überprüft werden. Angestrebt wird darüber hinaus die vergleichende Behandlung weiterer Cerviden auf der einen und der wichtigsten Boviden auf der anderen Seite. Für die Wildpferde kam es zunächst darauf an, die paläontologische Komplexität dieser Tiergruppe in den Griff zu bekommen. Im Gegensatz zum Rentier konnte hier Material mit einer großen Zeittiefe einbezogen werden. Als älteste Population wurden die cromerzeitlichen Pferde aus den Mosbacher Sanden bearbeitet. In der beantragten Arbeitsphase wird es darum gehen, die geographische Variabilität dieser Tiergruppe besser zu erfassen, indem die Materialaufnahme bis Frankreich und nach SO-Europa ausgedehnt wird. Die großflächige Kenntnis der geographischen Variabilität einer Tierart ist eine Grundvoraussetzung für das Verständnis ihrer Reaktion auf unterschiedliche Klimabedingungen.